Identität
Die Frage, wie Städte funktionieren, gehört seit langem zum städtebaulichen Diskurs. Trotz der kaum überblickbaren Literatur sind zukunftsfähige Rezepte für die Planung von Stadtteilen und Arealen äusserst rar. Der Fokus der Stadtplanung hat sich jedoch mittlerweile vom arbeitsteiligen und technokratisch geplanten Stadtteil, der als Raum mit einer dominanten Funktion – wie Wohnen, Handel, Gewerbe etc. – gedacht war, entfernt. Den häufig nach dem Muster der industriellen Produktion erzeugten Siedlungsteppichen fehlt es an Möglichkeiten zur Identifikation. Erst mit der Ausschöpfung zusätzlicher Potenziale ergibt sich ein emotionaler Mehrwert, was den Nutzern ein Gefühl von Zugehörigkeit vermitteln kann.
Dass die Identität eines Areals diese Wirkung entfalten kann, ist an den beiden landesweit bekannten Stadtteilen Metalli in Zug und Suurstoffi in Risch Rotkreuz abzulesen. Es zeigt sich u.a. an der Fülle von Assoziationen, die Besucher, Bewohner und Arbeitnehmerinnen mit den historisch verankerten Bezeichnungen verbinden. Derartige Echoräume ergeben sich aufgrund der Identität eines Areals, zu dem Name, Geschichte und dessen geplante und gewachsene Neu-Konzeption gehören, und sie bilden dessen öffentlichkeitswirksame Aura.
Angesichts der funktionierenden Stadtteile stellt sich die Frage nach den identitätsstiftenden Merkmalen der Metalli und der Suurstoffi. Beiden – im übrigen sehr unterschiedlichen – Arealen ist ein ausgeprägter Nutzungsmix gemeinsam. Sie bilden mit ihrer Vielfalt einen repräsentativen Teil unserer Gesellschaft ab. Treffpunkte, Einkaufsläden und Restaurants finden sich in der Metalli neben Arbeitsplätzen und Wohnungen – Funktionen, die unseren Alltag ausmachen. Erfolg bringt diese Vielfalt allerdings nur mit einer stringenten räumlichen Organisation, bestimmt durch das innere Layout einer Siedlung und durch die überlegte kluge Schichtung der Geschosse. Als Masterplan bezeichnen Projektentwickler diese Verknüpfung von Nutzungsmix und Raumorganisation etwas unscharf. Mit gestalterischen Elementen und einem behutsamen Marketing, das auf zukunftsfähige Merkmale wie die realisierte Nachhaltigkeit verweist, lässt sich ein Bewusstsein für die Qualität eines Stadtteils unterstützen. Auch dafür sind die Areale von Zug Estates exemplarisch.
Metalli ist stilbildend
Das Zusammenspiel dieser quartierbaulichen Kriterien zeigt das Zuger Zentrumsareal Metalli sehr eindrücklich: Auf dem knapp 60 000 Quadratmeter grossen Areal gruppieren sich 50 Ladengeschäfte, Büros, Wohnungen und Hotelräume um einen raffiniert geschnittenen und zurückhaltend kuratierten öffentlichen Raum. Dabei ist der Kontext entscheidend: Weil diese Zwischenräume den Nutzungen – nicht nur in den Sockelgeschossen – zugewandt sind, resultieren adressierte Strassen und Wege statt anonymer Verkehrsflächen. Sie sind integraler Teil der Quartierüberbauung. Kein Zufall deshalb, dass diese öffentlichen Räume als Verbindungswege ebenso dienen wie als Treffpunkt und Flaniermeile. In diesen hellen und bunten Gassen wird auch ein Stück Stadtzukunft sichtbar: Fussgängerinnen und Velofahrer prägen die Mobilität. Prägend sind auch der unmittelbar angrenzende Intercity-Bahnhof Zug und die Bushaltestellen Metalli.
Nachhaltige Quartiere
Die Mobilität in diesem Stadtteil der City von Zug ist erlebbarer Teil eines nachhaltigen Siedlungskonzepts. Bis in die Fundamente der Häuser sind die Ziele der gesellschaftlichen, ökologischen und wirtschaftlichen Nachhaltigkeit umgesetzt. Nachhaltigkeit und Identität unterstützen sich gegenseitig. Denn die nachhaltige Bauweise, die CO2-freie Energieversorgung und die umweltfreundliche Erschliessung gehören zur Identität und schaffen sie auch.
Interessante Analogie
Zug Estates will ihre Areale ohne externen Energiebezug und ohne CO2-Emissionen langfristig mit Elektrizität, Wärme und Kälte versorgen. Derartige Vorhaben sind im einzelnen Gebäude kaum wirtschaftlich realisierbar. Ganz im Gegensatz zu ganzen Arealen, die diese Möglichkeiten aufgrund der Vernetzung in Kombination mit smarten Technologien realisieren können. Die Stadtteile Metalli und Suurstoffi sind lebhafte Belege für eine auffallende Übereinstimmung: Durch Weiterung der Systemgrenze – vom Gebäude zum Quartier – wachsen nicht nur die Chancen für eine nachhaltige Energieversorgung, sondern auch jene für eine verbesserte Wohn- und Arbeitsqualität, für eine ökologische Erschliessung und für eine stärkere gesellschaftliche Ausstrahlung. Auch insofern stiftet ein Quartier Identität – ungleich vielfältiger und lebensnaher als dies die meisten architektonischen Ikonen vermögen.